Haben Frauen auf dem Land wirklich ein Wahlrecht?

LandFrauenverband Rheinland-Nassau zum internationalen Frauentag

Deutschland kann in diesem Jahr auf ein wahrhaft historisches Ereignis zurückblicken: Seit 100 Jahren gibt es hierzulande das Frauenwahlrecht, die Möglichkeit für Frauen in unserem Land im gleichen Umfang und mit denselben Rechten wie Männer an politischen Abstimmungen und Wahlen zu öffentlichen Körperschaften aktiv und passiv teilzunehmen. Wie sehr dieses schwer erkämpfte Recht unsere Welt verändert und die Realität beeinflusst hat, zeigt ein Blick auf die Zusammensetzung der neuen Bundesregierung: Dem Abbild der Bevölkerung entsprechend liegen die Geschicke des Landes sowohl in männlicher wie in weiblicher Hand.

So freuen wir uns über die starken Frauen aus dem Südwesten unserer Republik und wünschen Ihnen eine glückliche Hand und Geschick beim Tragen ihrer Verantwortung für die Menschen unseres Landes! Der LandFrauenverband Rheinland-Nassau begrüßt dieses Teilen der Macht außerordentlich. Schließlich zeigen doch alle wissenschaftlichen Untersuchungen, dass Teams umso erfolgreicher sind, je heterogener sie zusammengesetzt sind. Die gemeinsame Sicht auf die Dinge, von Männern und Frauen, macht den Erfolg aus. Frauenwahlrecht – gut, schön und wichtig – doch mit dem politischen Wahlrecht allein ist es nicht getan! Wir LandFrauen fragen:

Haben die Frauen auf dem Land wirklich ein Wahlrecht?

  • Wenn sie menschliches Leben gebären wollen und keine fachgerechte medizinische Hilfe in vertretbarer Entfernung zur Verfügung steht?
  • Wenn Hebammen werdenden Müttern hilfreich zur Seite stehen möchten, doch diese Tätigkeit für sie existenzgefährdend sein kann?
  • Wenn das Recht auf freie Arztwahl ausgehöhlt ist, weil kein Arzt in zumutbarer Reichweite zur Verfügung steht?
  • Wenn sie Verantwortung für Kinder, Familie und Pflegeangehörige tragen und deshalb die eigene existenzsichernde berufliche Tätigkeit nicht möglich ist?
  • Wenn der durchschnittliche Stundenlohn der Frauen auf dem Land über 30% geringer ist als der Lohn der Männer, weil das Arbeitsplatzangebot gering und Pendeln kaum möglich ist?
  • Wenn dadurch bedingt keine existenzsichernde Rente zu erwarten ist und die drohende weibliche Altersarmut wenig Wahlmöglichkeiten bietet?

Politik, die den starken demographischen Wandel in ländlichen Regionen beklagt ohne die erwähnten Umstände ernsthaft verbessern zu wollen oder die sie sogar selbst verursacht hat, ist unglaubwürdig.

Rita Lanius-Heck, Präsidentin des LandFrauenverbandes Rheinland-Nassau fordert: „Gleichwertige Lebensverhältnisse müssen in allen Regionen unseres Landes hergestellt werden, wie es im deutschen Grundgesetz als Ziel festgeschrieben ist.“
Wir appellieren, das Frauenwahlrecht nicht als Selbstverständlichkeit hinzunehmen, sondern sich aktiv an der Gestaltung unserer Zukunft zu beteiligen. Die Kommunalwahlen im kommenden Jahr bieten dazu die Gelegenheit. Denn „Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen könnte!“ Zitat Käte Strobel, 1907 – 1996, dt. Politikerin (SPD)

Pressekontakt:
LandFrauenverband Rheinland-Nassau
Ines Unger
Tel.: 0261/9885-1111
Fax : 0261/9885-1140
E-Mail. unger@bwv-net.de

 

Aktiv für Frauen und ihre Familien im ländlichen Raum:
Über den LandFrauenverband Rheinland-Nassau

 

Der LandFrauenverband Rheinland-Nassau stellt im Norden von Rheinland-Pfalz mit ca. 20.000 Mitgliedern den größten Verband für Frauen im ländlichen Raum. Der Verband nutzt seine gesellschaftliche Kraft, um die soziale, wirtschaftliche und rechtliche Situation der Frauen und ihrer Familien zu verbessern und die Lebensverhältnisse in den ländlichen Regionen aktiv mitzugestalten. Durch die Struktur von Orts-, Kreis-, Landes-, bis hin zur Bundesebene ist eine starke Interessenvertretung mit einer flächendeckenden Bildungsarbeit möglich. Der LandFrauenverband vertritt die politischen Interessen aller Frauen in ländlichen Regionen und den Berufsstand der Bäuerinnen. Ziel ist dabei die Arbeitsbedingungen und die Lebensqualität im ländlichen Raum zu verbessern.

 

Präsidentin Rita Lanius-Heck